Montag, 27. August 2012

Schneewittchen²

Das letzte Jahr war ja das Jahr der Schneewittchen-Verfilmungen. Neben „Mirror Mirror“, bei dem die Geschichte mal zur Abwechslung aus der Perspektive der bösen Königin erzählt wird, gab es auch noch „Snow White and the Huntsman“, bei dem sich zusätzlich zum Prinzen und den Zwergen auch noch ein Jäger um Schneewittchens Wohlergehen bemüht. Zwei Filme, die außer der grundlegenden Story und dem Versuch, diese Story neu und anders zu erzählen, nicht wirklich etwas miteinander zu tun hatten.

„Mirror Mirror“ war … wie soll ich es ausdrücken … BUNT. Bunt und quietschig und überdreht und sehr künstlich, mit Sahnebaiser-Kleidern und Frisuren, die teilweise stark an Marge Simpson erinnerten. Mit durchaus lustigen Dialogen (wenn z.B. die Königin überlegt, warum sie Schneewittchen nicht leiden kann und schließlich darauf kommt: „Ich weiß, was es ist. Es sind die Haare. Ich hasse deine Haare.“ Mal ganz ehrlich, welche Frau kennt das nicht. :o)), mit einem nervigen, weinenden Prinzen, aber immerhin echten Zwergen und einer Bollywood-Tanznummer am Schluss, die ich persönlich klasse fand.

„Snow White and the Huntsman“ war nicht bunt, sondern optisch eher düster und hat bei allem geklaut, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Der Brückentroll erinnerte stark an einen etwas abgewandelten King Kong, der sich verflüssigende Spiegel der bösen Königin an den bösen Terminator aus „Terminator II“, die Szene mit dem Hirsch rief bei mir Erinnerungen an „Legende“ wach (Tom Cruise-Film von 1985 – man achte auf alle Szenen mit den Einhörnern), bei der Rede, mit der Snow White die Verbündeten zum Kampf ruft, dachte ich an „Braveheart“ (und möchte mich dafür offiziell bei Mel Gibson entschuldigen) und jedes Mal, wenn irgendwelche Gruppen über irgendwelche Ebenen oder Bergketten wanderten war ich sofort bei „Herr der Ringe“. Rupert Sanders, der Regisseur, hatte offensichtlich kein einziges originelles Bild im Kopf. Vielleicht war er auch einfach zu sehr mit dem Techtelmechtel mit seiner Hauptdarstellerin beschäftigt.

Apropos Hauptdarstellerin: Lily Collins als Schneewittchen war zumindest niedlich und entsprach dem, was man sich unter Schneewittchen so vorstellt: hübsch, blasse Haut, schwarze Haare, große Kulleraugen und dann rettet sie auch noch den Prinzen statt umgekehrt. Kirsten „Hackfresse“ Stewart (ja, ich mag sie NICHT) war blass. Und das in jeder Beziehung. Schwarze Haare und Kulleraugen hat man allerdings vergeblich gesucht. Zudem sah sie dadurch, dass sie in wirklich jeder Einstellung den Mund offen hatte und ihre Vorderzähne nicht gerade ‚petite‘ sind, aus wie ein Kaninchen, das aufgrund einer schweren Erkältung nicht durch die Nase atmen kann.

Ich kann keinen der beiden Filme wirklich empfehlen, aber müsste ich mich zwischen diesen beiden entscheiden, dann fiele meine Wahl auf „Mirror Mirror“, einfach deshalb, weil er teilweise so nett abgedreht war und ich mich weniger gelangweilt habe.

Für einen wirklich anderen Blick auf Schneewittchen empfehle ich stattdessen die Kurzgeschichte „Snow, Glass, Apples“ von Neil Gaiman (ich sagte ja schon: Lieblingsautor), der aus Schneewittchens Haut „weiß wie Schnee“ und ihren Lippen „rot wie Blut“ mal ganz andere Schlussfolgerungen gezogen hat. Aber Achtung: Seine Variante der Geschichte ist für Kinder nicht geeignet!

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