Ich habe letztens „Der Dieb der Worte“ geschaut. Mit Bradley
Cooper, Zoe Saldana, Dennis Quaid und (last but not least) Jeremy Irons. Und
obwohl ich normalerweise so meine Probleme mit Filmen habe, in denen nicht nur
Voice Over sondern auch noch verschiedene Erzählebenen und Rahmenhandlungen
vorkommen, hat er mir doch ausgesprochen gut gefallen. Vielleicht liegt das
aber auch nur an meiner Perspektive der ebenfalls Schreibenden, dass ich mich
in die Figur von Bradley Cooper besonders hinein versetzen konnte. Cooper als
Rory Jansen, der versucht als Autor Fuß zu fassen und es lange nicht schafft,
bis er eines Tages schließlich doch Erfolg hat, mit einem Buch, von dem aber
relativ schnell klar wird, dass er es gar nicht selbst geschrieben hat.
Im Grunde ist das hier kein Spoiler, da, anders als die
Kurzbeschreibung des Films suggeriert, nie wirklich in Frage gestellt wird, ob
er das Buch nun gestohlen hat oder nicht. Es geht bei dem Film nicht um die Frage,
die sich jeder Autor wohl schon einmal gestellt hat: Habe ich abgeschrieben
ohne es zu wollen? Bin ich überhaupt authentisch oder ist alles, was ich jemals
geschaffen habe doch nur irgendwo abgekupfert?
Stattdessen geht es darum, dass jeder Autor im Grunde seines
Herzens genau weiß, wie er klingen möchte. Im eigenen Kopf weiß man, wie sich
die Geschichte anhören soll, mehr noch, wie sie sich anfühlen soll. Man weiß genau,
welche Art von Autor man sein möchte. Aber wenn es darum geht, dieses Wissen auf
Papier zu bannen, stellt man schnell fest, dass es so einfach nicht ist. Die
Worte, Sätze und Absätze strotzen vor Unzulänglichkeit. Sie erscheinen stumpf
und lieblos und sind nicht in der Lage, die Magie der Geschichte, die wir in
unserem Kopf haben und spüren, zu transportieren. Es geht um die Verzweiflung,
nicht der Autor sein zu können, der man sein will. Schlimmer noch: Nicht der
Mensch sein zu können, der man sein will.
Und wie gut kann ich das verstehen. Den Schmerz, den eigenen
Erwartungen nicht zu entsprechen. Egal, wie sehr man es auch versuchen mag.
Nicht in der Lage zu sein, das Gefühl, das Wissen darum wie es klingen soll,
umzusetzen, sichtbar zu machen für andere als nur einen selbst. Und es trotzdem
nicht aufgeben zu können. Nicht aufgeben zu wollen, denn wenn man es aufgibt,
wer ist man dann noch? Was bleibt übrig? Nur ein einfacher Mensch unter
Millionen. Ein Niemand. Und das kann nicht sein. Zu wissen, dass es irgendwo da
ist, in dir selbst, und du kannst es nicht hervorholen. Kein Wunder, dass so
viele Schreiberlinge (Künstler jeder Schaffensrichtung) zu Alkohol oder Drogen
greifen, um dieses Gefühl zu betäuben. Diesen Schmerz. Um dieses Loch in deiner
Brust mit irgendetwas zu füllen. Etwas, das dich zumindest für kurze Zeit
vergessen lässt. Dich vielleicht sogar hoffen lässt. Oder dir einfach nur die
Möglichkeit gibt, das Gefühl der Verzweiflung für einen kurzen Augenblick zuzulassen,
das du normalerweise möglichst tief in dir selbst vergräbst. Denn wenn du dich
ihm erst einmal hingegeben hast, wie sollst du dann jemals wieder davon genesen?
Wie jemals wieder den Mut aufbringen, es doch weiter zu versuchen? Ich habe
keine Ahnung.
Und wenn uns dann diese Chance geboten würde. Ein
Manuskript, offensichtlich vor langer Zeit verloren und vergessen. Eine
Geschichte, so perfekt und wunderschön, die alles das vollbringt, von dem wir
es uns immer gewünscht haben. Die das Gefühl, die Magie, aufs Papier bannt, für
jeden sichtbar. Die unser Innerstes nach außen trägt und es für alle offenbart.
Auf eine Art und Weise, wie wir selbst es niemals schaffen werden. Würden wir
uns nicht auch einreden wollen, dass wir dieses Meisterwerk selbst geschaffen
haben. Vor allem, wenn uns von außen auch noch bestätigt wird, dass diese
Geschichte genau das ausdrückt, von dem schon immer vermutet wurde, dass es in
uns steckt. Wenn wir der Welt damit zurufen könnten: „Seht ihr, genau das habe
ich gemeint“? Würden wir es tun? Ich glaube schon. Aber würden wir es auch dann
tun, wenn wir damit alles zerstören, was unser Leben sonst noch ausmacht?
Würden wir unser Glück eintauschen für den Ruhm. Für die Gewissheit, dass sich
die Leute an uns erinnern werden. Dass wir der Welt etwas mitgegeben habe.
Etwas von uns. Und was hilft es, wenn wir das nicht mit jemandem teilen können,
der uns auch dann geliebt hätte, wenn es uns nicht gelungen wäre? Um unser
selbst willen und nicht wegen dem, was wir geschaffen haben. Oder noch
schlimmer, nur wegen des Ruhmes, den wir dadurch erlangt haben. Wofür würdet
ihr euch entscheiden?
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