Montag, 10. September 2012

Adaptation Reloaded

10 Jahre zu spät (der Film kam immerhin schon 2002 heraus) habe ich es Samstag endlich geschafft, „Adaptation“ zu gucken. Und ich muss sagen, ich habe die letzten 10 Jahre was verpasst. Gerade aus der „Ich versuche auch zu schreiben“-Perspektive ist der Film wirklich empfehlenswert (aber auch für alle anderen) und dabei auch noch ziemlich lustig.
Der Film basiert auf dem Buch „Der Orchideendieb“ von Susann Orlean, welches die wahre Geschichte von John LaRoche erzählt, der dafür verhaftet wurde, dass er in Florida illegal wildwachsende Orchideen gepflückt hat. Charlie Kaufman, der auch für „Being John Malkovich“ verantwortlich war, hat das Drehbuch und sich gleich mal selbst in den Film geschrieben – und das auch noch doppelt.
Im Film verzweifelt die Figur Charlie Kaufman an dem Versuch, dieses Buch für die Leinwand zu adaptieren, denn zu einem sehr großen Teil handelt es leider nur von eben den Pflanzen, die auch im Titel vorkommen: Orchideen. Nach seinem Erfolg mit „Being John Malkovich“ will er etwas Großes, Bedeutendes und Existenzielles schaffen. Er kommt nur leider einfach nicht voran, findet keinen Zugang zum Material und hat keine Ahnung, wie er aus den zahlreichen Passagen über Orchideen überhaupt genug Material für einen abendfüllenden Film herausholen soll. Und das alles während sein Zwillingsbruder Donald aus reiner „Ich habe keine Ahnung, was ich mit meinem Leben machen soll“-Attitüde heraus mal eben so beschließt, jetzt auch Drehbuchautor zu werden und (nach dem Besuch eines Wochenend-Schreibworkshops mit Robert McKee – seines Zeichens Drehbuch-Guru, der seit diesem Film in seinen Workshops immer erwähnt, dass er nicht per se gegen eine Erzählstimme im Film ist, auch wenn Charlie Kaufman das behauptet) gleich erst mal einen Blockbuster raushaut.
Allein diese Idee, den gesamten Schreibprozess inklusive Schreibblockaden, Selbsthass und Verzweiflung als Teil des Films mit einzuarbeiten ist einfach nur klasse. Man fragt sich automatisch, was davon könnte tatsächlich passiert sein und was ist reine Erfindung. Kaufman hatte wohl wirklich ziemliche Probleme beim Schreiben, allerdings gehe ich nicht davon aus, dass er stattdessen seine Zeit wirklich mit – dezent ausgedrückt – andauernder Selbstbefriedigung verbracht hat. :o) Und zumindest beim Schluss kann man sich schließlich ganz sicher sein, dass er erfunden ist. Warum? Das wäre zu viel verraten.
Donald gibt es übrigens im Gegensatz zu Charlie nicht wirklich (wobei es den Charlie Kaufman wie er im Film porträtiert wird natürlich auch nicht gibt). Trotzdem wird er im Abspann des Films als Co-Autor genannt, wurde in dieser Funktion für den Oscar nominiert und hat sogar seine eigene Seite auf IMDB (auf der man leider gleich sieht, dass es ihn nicht wirklich gibt). Gespielt werden beide von Nicholas Cage, der hier eine Performance abliefert, dass man sich wieder einmal fragt, wie viel Geld Hollywood wohl für solchen Schrott wie Ghost Rider zahlt. Es muss eine ganze Menge sein, denn irgendeinen plausiblen Grund muss es schließlich geben, warum er sich immer wieder dazu entscheidet, so unglaublich schlechte Filme zu machen, wenn man hier doch genau sehen kann, wozu der Mann eigentlich fähig ist. Einfach nur großartig. Und auch Meryl Streep und Chris Cooper (der völlig verdient den Oscar für die Beste Nebenrolle bekommen hat) sind wirklich toll.
Wer es also wie ich in den 10 Jahren seit Erscheinen des Films, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht geschafft hat, ihn zu gucken, der sollte das auf jeden Fall nachholen. Und alle anderen: Warum hat keiner was gesagt?

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